Wussten Sie, dass es über Deutsch-Ossig einen Roman gibt?
Der ehemalige Ortspfarrer verfasste viele Schriften, brachte Bildbände hinaus, aber der Roman, der den Namen „Faustisch“ trägt, ist wohl eines der bedeutendsten Werke von Pfarrer Dieter Liebig. Dieses Werk ist ein Zeitzeugnis.
„[…]Bis zum Bahnhof waren es 300 Meter. Das hieß, zehn Mal musste der Bagger unterwegs sein, um ihn zu erreichen. Etwa drei Monate würde er brauchen. Aber vor Deutsch-Ossig ragten Altkippen aus den 50er- und 60er-Jahren zwischen Weinhübel und Hagenwerder auf, hinter dem Bahnhof und der ersten Bebauung von einem Straßentunnel unterbrochen. Sie waren ein Hoffnungsträger der Deutsch-Ossiger, die sagten: „Da kommen sie nie durch.“ Es erschien auch unsinnig. Immerhin würde es drei Jahre dauern, bis sich die Bagger durchgefressen hatten.
Wieder zu Hause angekommen, fand Warner einen Brief des Bischofs im Kasten. Er hielt ihn, was das Requiem betraf, stets auf dem Laufen- den. Der Bischof lobte die Konsequenz und Ehrlichkeit der Darstellung, auch die Textsicherheit.“
Das „Requiem“, von dem hier die Rede ist, gehört zum Teil der Entstehungsgeschichte der Band Appl´Juice und zum „coming home-Konzert“ am 4. August 2017, anlässlich des 30-jährigem Bandjubiläums. An diesem Tag erleben Sie eine Retrospektive aus und über die Zeit in der, der Roman spielt.
Aber lesen Sie selbst…
„[…]Das war der schlichte Bass zu „Kreuzberger Nächte“, die ja auch lang waren. Weit nach „Mitternacht“ bat ihn Warner aufzuhören. Er war jetzt ratlos. Aber Stichalowski wollte ihn ermuntern: „Ich kenne so etwa drei Griffe, die beherrscht kein anderer.“ Dann legte er los, in einem unwahrscheinlichen Tempo. Warner hörte heraus, dass einige Saiten gerissen wurden. In den Läufen wechselte plötzlich der Rhythmus. Pausen waren ein markantes Zeichen der Spielkunst. Stichalowski hatte jetzt vor, das Unternehmen „Grünes Requiem“ zu erklären: „Was ich spiele, ist ein Liedbass. Es bedarf daher keiner Rhythmusgitarre. Hinzu kommt eine Liedgitarre, die im Wechsel mit dem Bass agiert. Der entsprechende Musiker sitzt im Kraftwerk auch an verantwortlicher Stelle. Er muss die Filter dichthalten, meist aber hat er sie auszuschalten. Da ist es an der Zeit, dass er sich dazu äußert.“
Jetzt geschah ein Einspiel. Das „Grüne Requiem“ begann: […] Stichalowski bemühte Warners Vorstellungsvermögen. Hier würde ein Saxophon den Hauptpart übernehmen. An anderer Stelle wäre es eine Flöte, so es denn melodisch sein solle. Der entsprechende Musiker würde beide Instrumente spielen. Die Verbindungen hätte insgesamt ein „Taster“ herzustellen, am Keybord. Stichalowski wollte auf eine Besonderheit seiner Musik hinweisen: „Der Schlagzeuger muss ein Zählmeister sein und den ganzen Laden zusammenhalten. Der Bass läuft mit dem Schlagzeug mit. Da ich aber solo spiele, kommt das Grundmotiv nur davon. Noch eins ist wichtig. Ich komponiere für jedes Instrument extra. Sonst ist üblich, die Musik von einem Instrument her zu entwickeln, vorzugsweise von der Liedgitarre oder vom Keyboard.“
Warner vermutete, dass Stichalowski in der Komposition schon weit gelangt war. […] Ich hab’ das Problem zu lösen versucht, indem ich mit der Musik etwas anderes aussage als im Text steht. ‚Als wir die Erde aufrissen‘ klingt somit nicht tragisch. Es geht mit Optimismus in die Erde, bis hin zum Endsieg. Dann wird es mulmig. Es gibt aber auch Stücke, bei denen ich voll in den Text muss. So bei ‚unter dem Blätterdach der Erde‘ und dem ‚brennenden Gras‘. Da bläst das Saxophon so, dass Mond und Sonne ihren Schein verlieren.“
Der Deutsch-Ossig Roman „Faustisch“ erschien im Jahre 2015 im Viadukt Verlag und ist für 27,90 € in ausgewählten Buch-handlungen oder im Internet erhältlich.
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